vorheriges werk nächstes werk



jörmungandr im traum

siebenundneunzig Takte für zwei Violoncelli, sieben Hörner und einen Raum mit sehr langem Hall   1991/92   Besetzung: 7Hrn – 2Vc +Klicktrack   ~6’

 

 

text

 

Der Programmhefttext zur Uraufführung am intendierten Ort (1992):

 

Jörmungandr ist ein Ungeheuer der altnordischen Mythologie, das auch als Midgardschlange bezeichnet wird, weil es — halb Schutz, halb Bedrohung — Midgard, das Reich der Menschen, umschließt. In seiner symbolischen Bedeutung gibt es durchaus Parallelen zu Ourboros, der sich selbst in den Schwanz beißenden Schlange der griechischen Mythologie.

"Jörmungandr im Traum — siebenundneunzig Takte für zwei Violoncelli, sieben Hörner und einen Raum mit sehr langem Hall", so der vollständige Titel, wurde für die Klangwerkstatt 1992 und speziell für die Thomaskirche geschrieben. Der Raum (d.h. seine Akustik) ist Bestandteil des musikalischen Geschehens, ebenso wie die Aufstellung der Musiker in demselben.

Jörmungandr im Traum wurde in 23 Tagen geschrieben, besteht aus 97 auf 17 Partiturseiten notierten Takten und wurde an einem 13.3. zum ersten Mal aufgeführt.
Eine hübsche Eigenschaft der Primzahlen von 5 bis 23 prägte manche Teile des sechs Minuten kurzen Stückes. Addiert man jeweils zwei aufeinanderfolgende Primzahlen und teilt die Summe durch sechs, erhält man:

                                       Jörmungandr im Traum (Numerik)

 

ps.: Ich wurde 1967 geboren, habe von 1985 bis 1991 studiert, danach unterrichtet und gelegentlich dirigiert und war zwischendurch ein Jahr DAAD-Stipendiat in New York und Princeton. Etliche Stücke habe ich im Auftrag schreiben können, einige Stipendien habe ich gewonnen, Preise nie. Ich hoffe, noch viele verschiedene Musik zu machen.

 

 

 

 


Kompositionsauftrag der Klangwerkstatt Berlin
Uraufführung: 13.3.1992, Berlin (im Eröffnungskonzert der Klangwerkstatt); Sabine Andert | Tobias Mattheus und H. Bentert, Y. Bentert, St. Gorasdza, St. Helbig, M. Hirata, Chr. Müller, K. Vogel
Uraufführung am intendierten Ort (St.-Thomas-Kirche, Berlin-Kreuzberg): November 1992

 

Jörmungandr im Traum (Skala)

 

 

Aus den ANMERKUNGEN der Partitur:

 

zur koordination

 

Die Aufführung des Stückes kann nicht von einem Dirigenten oder Spieler geleitet werden, weshalb zum Stimmenmaterial ein Soundfile mit einem vorproduzierten Metrumgeber (Klicktrack) gehört, welcher allen Ausführenden per Ohrhörer eingespielt wird.

 

 

zur aufstellung im raum

 

 

        Jörmungandr im Traum (Aufstellung)

 

Die sieben Hörner sollen voneinander so weit entfernt wie möglich sitzen, wobei die Entfernung der einzelnen Spieler vom Auditorium nicht allzu stark differieren sollte. Sichtkontakt untereinander ist nicht vonnöten. Violoncello 1 sitzt direkt vor den Hörern (an gewöhnlichem Ort also), Violoncello 2 direkt hinter denselben. Die Blickrichtung aller Ausführenden ist natürlich die auf das Publikum.

 

zusatzinstrumentarium

 

Alle sieben Hornisten benötigen ein Schlaginstrument — und zwar alle das gleiche: sieben Instrumente in identischer Tonhöhe und Klangfarbe (in den Noten als "Tbl" bezeichnet).
Der angestrebte Klang ist ein relativ hoher, gern etwas "rissiger", recht durchdringender Holzklang. Aus praktischen Erwägungen empfiehlt sich ein einhändig, d.h. mit einem Schlägel spielbares Instrument: kleine Tempelblocks, Holzblöcke wären denkbar — es könnten aber ebensogut Sitzflächen von Holzstühlen sein, welche mit Holzschlägeln geschlagen werden. In jedem Fall sollten harte Schlägel verwendet werden und die Instrumente sollten möglichst ähnlich klingen.

 

 

 

 

 

Zwei Partiturseiten:


Jörmungandr im Traum (Partitur S.7)  Jörmungandr im Traum (Partitur S.8)